Information über die Forderung der Sozialkooperative von VIOME nach einer rechtlichen Anerkennung des uneingeschränkten Nutzungsrechts der Fabrikanlagen der VIOME AG 
Wir fordern, uns das legale und uneingeschränkte Nutzungsrecht der Fabrikanlagen der VIOME AG zu überantworten, die im Mai 2011 klammheimlich und widerrechtlich von ihren Eigentümern aufgegeben wurde und sich heute formell im Insolvenzverfahren befindet. Dieses Ziel läßt sich nur realisieren, wenn die unten aufgeführten Immobilien aus der Zwangsversteigerung des Grundbesitzes der Unternehmensgruppe FILKERAM ausgesondert werden.
Inhaltsangabe
1. Die Vorgeschichte
2. Unser juristischer Gegenantrag
3. Die von uns geforderten Immobilien
4. Warum sollte unsere Forderung anerkannt werden: Die rechtspolitische Berechtigung unseres juristischen Gegenantrages
1. Die Vorgeschichte
Die Anlagen des Produktionsbetriebes der in Konkurs befindlichen Firma VIOME AG werden heute de facto von uns benutzt, den früheren ArbeitnehmerInnen, Mitgliedern der Basisgewerkschaft SE VIO.ME und Mitgliedern der Sozialkooperative, geführt unter dem Namen SOZIALKOOPERATIVE DER ARBEITNEHMER VON VIOME. Die Eigentümerin der Fabrikanlagen ist die Muttergesellschaft FILKERAM, die sich ebenfalls in Konkurs befindet. Infolgedessen gehört der Immobilienbesitz von VIOME AG zur Insolvenzmasse der Muttergesellschaft FILKERAM. Über das gesamte Immobilienvermögen ist bereits das Verfahren der Zwangsveräußerung im Rahmen des Insolvenzrechts eröffnet – einschließlich der Flurstücke, auf denen sich die Fabrikanlagen von VIOME AG befinden. Kraft des Beschlusses Nr. 8090/2015 des Amtsgerichts (Gericht erster Instanz) von Thessaloniki wurden in der ersten Versteigerungsrunde ein Gesamtpreis für alle Immobilien nebst der darauf errichteten Bauanlagen in Höhe von 30.000.000 EUR und als erster Versteigerungstermin der 26.11.2015 festgesetzt. Da es aber keinen Bieter gab, musste in den nächsten 3 Wochen die Zwangsversteigerung wiederholt werden, die gleichfalls ergebnislos blieb. Am vierten Termin konnte die Versteigerung überhaupt nicht durchgeführt werden, da das Verfahren aufgrund des Gesetzgebungsaktes FEK 184/30-12-2015 vorübergehend ausgesetzt war. Der Versteigerungstermin wurde dennoch am 20.10.2016 wiederholt, doch wieder einmal erschien kein Bieter und die erste Versteigerungsrunde erwies sich als erfolglos. Daraufhin hat der Konkursverwalter von FILKERAM die Vermögens- und Immobilienveräußerung der Unternehmensgruppe durch eine neue Zwangsversteigerung zu einem Preis in Höhe von 21.000.000 EUR beantragt. 
Doch nun bestehen wir auf einer endgültigen Lösung unserer Probleme und lehnen vorläufige Halbmaßnahmen ab. Wir fordern die Aussonderung der Fabrikanlagen und Betriebseinrichtungen aus der Versteigerungsmasse und die Einräumung der Nutzungsrechte an uns, um so die Fortsetzung der Produktion zu ermöglichen und uns vor der Arbeitslosigkeit zu schützen.  Vergebens sind wir mit unserer gerechten Forderung nach Aussonderung der konkreten Fabrikationsanlagen aus der Zwangsversteigerung sowohl an unsere früheren KollegInnen, die ArbeitnehmerInnen der anderen Betriebe von FILKERAM, als auch an die Justiz herangetreten. Diese Forderung begründen wir mit dem Anspruchsrecht auf Gleichstellung unserer Lohnforderungen aus dem Arbeitsverhältnis bei der Tochtergesellschaft VIOME AG mit den anderen Insolvenzgläubigern des Mutterunternehmens FILKERAM. Erwähnen möchten wir auch an dieser Stelle, dass die Unternehmensgruppe der Familie Filippou aus der Mutter FILKERAM und den Tochterfirmen VIOME und IPPOKAMPOS bestand, sie hatten alle dasselbe Management, denselben Vorstand und dieselben Aktionäre. Es ist also evident, dass unsere Forderung berechtigt ist, denn sie stellt die Gleichstellung der ArbeitnehmerInnen der gesamten Unternehmensgruppe, der Mutter und der Tochterfirmen mit denselben Eigentümern und denselben Interessen, sicher. Doch leider wird bisher unsere Forderung sowohl von der Justiz als auch von den ArbeitnehmerInnen der anderen Firmen der FILKERAM-Gruppe abgelehnt.
2. Unser juristischer Gegenantrag
Wir kämpfen täglich im Betrieb, mithilfe entschlossener Aktionen unserer Vollversammlungen und mit der Unterstützung der Solidaritätsbewegung für das uneingeschränkte Nutzungsrecht des Produktionsbetriebes – wir sind überall präsent: bei Arbeitskämpfen, in der Öffentlichkeit, in den Gerichtssälen. Neben diesen Aktionsformen haben wir konkrete rechtliche Lösungswege vorgeschlagen. Eine ständige Grundforderung ist das Verbot der Veräußerung der Fabrikanlagen auf der Produktionsstätte von VIOME, gleichzeitig verlangen wir die Legalisierung unserer uneingeschränkten Nutzung zum Zweck der Aufrechterhaltung der Produktion und der Sicherung unserer Arbeitsplätze. Bei der Untersuchung der rechtlichen Möglichkeiten haben wir besonders die Tatsache berücksichtigt, dass gegen die Firmen der Unternehmensgruppe Filippou, die Tochterfirmen VIOME und IPPOKAMPOS und insbesondere die Mutter FILKERAM, Forderungen von öffentlich-rechtlichen Einrichtungen bestehen – nebenbei bemerkt, gibt es inzwischen zahlreiche Gerichtsurteile. Diese Tatsache hatte bereits die Regierung von 2012 veranlasst, die Veräußerung einer Parzelle, nämlich der Parzelle # 60, nach den Bestimmungen des Gesetzes 3691/2008 zu verbieten.    
Wir fordern die Anwendung des Gesetzes 3691/2008 zum Veräußerungsverbot und ferner die Beschlagnahme der von uns beanspruchten Immobilien, auf denen sich die Produktionsanlagen der VIOME AG befinden, damit uns das uneingeschränkte Nutzungsrecht eingeräumt und die Fortsetzung der Produktion gesichert wird.
In Anbetracht der Dringlichkeit des Problems, das aus der Zwangsveräußerung der Immobilien durch das Insolvenzverfahren entsteht, und angesichts der zahlreichen gerichtlichen Verurteilungen der Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der Unternehmensgruppe Filippou, nämlich der Muttergesellschaft FILKERAM und der Tochterfirmen VIOME und IPPOKAMPOS, schlagen wir zunächst  die Anwendung der Bestimmungen auf der Grundlage des Gesetzes 3691/2008 vor, die das Veräußerungsverbot des gesamten Vermögens oder Teile  der oben beschriebenen Immobilien vorschreiben. Insbesondere, soweit die erforderlichen rechtlichen Voraussetzungen gegen die Person des Vorsitzenden und des stellvertretenden Vorsitzenden von FILKERAM vorliegen, könnte eine einstweilige rechtliche Entscheidung mit sofortiger Wirkung durch Beschluss des Präsidenten der Behörde für die Bekämpfung der Geldwäsche, der Finanzierung des Terrorismus und der Wirtschaftskriminalität nach den Bestimmungen der Artikel 46 und 48 des Gesetzes 3691/2008 die Veräußerung der oben angeführten Immobilien verbieten und so die Beschleunigung des Verfahrens der Zwangsversteigerung verhindern. Dies zumindest bis zum Abschluss des Strafverfahrens, d.h., bis zur Abgabe eines rechtskräftigen Urteils des zuständigen Strafgerichts. Es ist offensichtlich, dass unsere Forderung nach Aussonderung der benannten Immobilien realisiert werden kann, dazu reicht es aus, das Gesetz anzuwenden. Die Aussonderung der oben genannten Immobilien aus dem Versteigerungsverfahren und ihr Einfrieren durch den Staat wird die erneute legale Nutzung der Fabrik ermöglichen. Wir fordern die Beschlagnahme der Immobilien und die Einräumung des uneingeschränkten Nutzungsrechts der Fabrik der früheren VIOME AG gegenüber der Sozialkooperative SE VIO.ME, damit wir unsere Produktionstätigkeit fortsetzen und unsere Arbeitsplätze behalten können. Das uneingeschränkte Nutzungsrecht könnte auch im Rahmen der staatlichen Förderung der sozialen und solidarischen Ökonomie eingeräumt werden. 
Ferner fordern wir vom Staat, seine Rechte als Gläubiger der insolventen FILKERAM auszuüben, indem der Konkursverwalter angewiesen wird, die Beaufsichtigung und Sicherung der Immobilien der VIOME AG auf die ArbeitnehmerInnen und Mitglieder der Basisgewerkschaft SE VIO.ME zu übertragen, damit die Sozialkooperative SE VIO.ME ihr uneingeschränktes und legales Nutzungsrecht zu ihren Zwecken und ohne jegliche finanziellen Forderungen wahrnehmen kann. Anmerken wollen wir noch, dass wir aufgrund der Anhängigkeit des Verfahrens weiter von unserem  Zurückbehaltungsrecht (Leistungsverweigerungsrecht) Gebrauch machen, wir sind täglich und rechtmäßig an unseren Arbeitsplätzen, beaufsichtigen und bewachen de facto die Betriebseinrichtungen der VIOME AG, damit wir eine Verschwendung des Betriebsvermögens von VIOME oder sonst irgendwelche Beschädigungen, Diebstähle und Sabotageakte abwenden können. Dies betrifft besonders die Parzelle # 60, die bereits aus der laufenden Versteigerung ausgesondert wurde.      
3. Die uns rechtlich zustehenden Grundstücke
Die VIOME AG – und jetzt wir – benutzen ca. 2500 qm bebaute Grundstücksfläche, die wir beanspruchen, auf diesem Teil des Geländes befinden sich die Fertigungsanlagen, die Verwaltung und die Lagerstätten. Ferner gehört dazu auch ein freistehendes Lagergebäude von 1500 qm. Alle bebauten Grundsücke befinden sich auf den Parzellen 78, 79, 80, 81 und 60. Wir benutzen folgende geschlossene Bereiche:
I.        Büroräume – 600 qm
II.      Fertigungshalle A – 260 qm
III.    Fertigungshalle B – 700 qm
IV.    Fertigungshalle C – 240 qm
V.      Lager A1 – 700 qm
VI.    Lager A2 – 340 qm
VII.  Lager A3 – 500 qm
VIII.                        Lager A4 – 1.000 qm
IX.    Verarbeitungshalle Feldspat – 200 qm
X.      Abstellplatz für Feldspat – 625 qm
XI.    Umliegendes Gelände – 3.760 qm
XII.  Teilabschnitt der Erdgasrohrleitungen – 210 qm
4. Warum sollte unsere Forderung anerkannt werden: Die rechtspolitische Berechtigung unseres juristischen Gegenantrages 
Unsere Forderungen betreffen nicht nur uns. Unsere Probleme und die Debatten über Widerstandsstrategien werden öffentlich geführt, denn diese haben konkret mit wichtigen rechtspolitischen Fragen zu tun und zwar:
I. diese Problematik betrifft die Befriedigung von Forderungen der ArbeitnehmerInnen verbundener Unternehmen, wenn der Arbeitgeber, die Tochtergesellschaft, nicht Eigentümerin der Fabrikanlagen ist, während die Mutter Eigentümerin der Immobilien der Unternehmensgruppe ist. In diesem Fall sollte es eine Gleichbehandlung aller ArbeitnehmerInnen der Unternehmensgruppe.   
II. Es ist notwendig, Handlungsmöglichkeiten und rechtliche Regelungen für die ArbeitnehmerInnen zu schaffen, damit sie die legale Möglichkeit haben, über die Produktionsmittel zu verfügen und die Geschäftsführung zu übernehmen. 
Die Gewährung des Rechts für die ArbeitnehmerInnen eines in Konkurs geratenen Unternehmens, die gleiche oder eine ähnliche und sogar eine von der bisherigen Produktion abgekoppelte Produktionstätigkeit fortzusetzen, unterstreicht die Rolle der ArbeitnehmerInnen als einen herausragenden Faktor der Dynamik und der Perspektiven der Produktion. Die Anerkennung dieses Rechts ist in perfekter Übereinstimmung mit den Zielsetzungen – auch gemäß den offiziellen Verlautbarungen der Regierung – der sozialen und solidarischen Ökonomie, denn sie gewährt den ArbeitnehmerInnen die Möglichkeit, sich an dem Wiederaufbau der ruinierten Produktionsstruktur der Binnenwirtschaft zu beteiligen. 
III. Ferner betrifft diese Auseinandersetzung die Klärung der finanziellen Forderungen des öffentlichen Sektors und insbesondere von IKA (Sozialversicherungsanstalt) und die Möglichkeit eines Schuldenausgleichs über den Kauf des Produktionsbetriebs eines in Konkurs geratenen Unternehmens. Die Wahrnehmung dieser Möglichkeit durch die Sozialversicherungsanstalt (IKA) könnte die Begleichung der Schuld in Geldleistung ersetzen und auf diese Art und Weise einen lindernden Effekt auf die schweren Folgen der Krise haben, die aus der Kumulation der riesigen uneinbringlichen Aussenstände der öffentlichen Hand resultieren und die aufgrund der schwachen Liquidität der Schuldner nicht beglichen werden.  
IV.                Das impliziert auch die Ausdehnung dieses Rechts auf den Immobilienbesitz der Muttergesellschaft, auch wenn ihre Forderungen gegen eine andere Gesellschaft der gleichen Gruppe bestehen. Das bedeutet, die Möglichkeit der Übergabe der Produktionsanlagen nicht nur an die ArbeitnehmerInnen der Mutter, sondern an die ArbeitnehmerInnen aller verbundenen Unternehmen (Unternehmensgruppe). Die Suche nach einer gerechten Lösung setzt voraus: die Gleichbehandlung aller ArbeitnehmerInnen der Unternehmensgruppe und die Möglichkeit für diejenigen ArbeitnehmerInnen, die das wünschen, die Produktionstätigkeit fortzusetzen.
Aus all diesen Gründen ist unsere Sache eine gemeinsame Sache, und sie kann den ArbeitnehmerInnen die Kraft geben, ihre Lebensbedingungen selbst zu organisieren und aufgegebene Betriebe zurückzuerobern. Dementsprechend sollte unsere Forderung anerkannt  und uns das rechtmäßige und uneingeschränkte Nutzungsrecht an dem oben genannten Standort überlassen werden.

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EIN TRANSPORTER FÜR VIO.ME !

Seit über fünf Jahren hat die Belegschaft von VIO.ME in Thessaloniki nach der Flucht der Eigentümerfamilie den Baustoffbetrieb Vio.Me besetzt.
flyer_viome_bildSeit drei Jahren produziert sie in Selbstverwaltung umweltfreundliche Seifen und Reinigungsmittel ohne chemische Zusätze. Ihre Produkte vertreibt sie in Griechenland ohne Zwischenhändler auf Märkten, Festen, in sympathisierenden Einrichtungen und in sozialen Zentren. Ebenso unterstützt eine breite internationale Solidaritätsbewegung das Projekt durch Spenden und Abnahme der Produkte. Für ihre Vermarktung wird dringend ein Transporter benötigt. Darum wenden sich die Kolleg*innen jetzt an die internationale Solidaritätsbewegung mit der Bitte, dafür Spenden zu sammeln. Für ca. 6 000 Euro bekommen sie in Griechenland einen guten gebrauchten Transporter.
Die Belegschaft hat in zähem Kampf eine selbstverwaltete Produktion unter Arbeiter-kontrolle entwickelt und eine europaweite Solidaritätsbewegung entwickelt. Kernstück ihrer Selbstverwaltung ist die direkte Demokratie – alle Entscheidungen werden ausschließlich auf der Betriebsversammlung gefällt. Es geht ohne Vorgesetzte und ohne Boss. Alle bekommen den gleichen Lohn – allerdings auf sehr niedrigem Niveau. Für Investitionen, wie jetzt einen Transporter, sind die Kolleg*innen daher auf Unterstützung von außen angewiesen.
Trotz vieler rechtlicher Probleme und dauernd drohendem Insolvenzverfahren, das die Gläubiger des alten Eigentümers angestrengt haben, hat die Vio.Me-Belegschaft es geschafft, offiziell den Status einer Sozialkooperative zu erhalten. Abgeordnete von Syriza und die Regierung haben sich mehrfach für die Belegschaft eingesetzt, u.a. durch vorübergehendes Aussetzen einer Zwangsversteigerung. Zur Zeit wird versucht, das Betriebsgelände  von Vio.Me aus der Insolvenzmasse der Muttergesellschaft heraus-zulösen, was entsprechenden politischen Druck erforderlich macht. Vio.Me ist in Griechenland zum Leuchtturmprojekt geworden. Andere gegen Entlassung und Schließung kämpfende oder rückeroberte Betriebe orientieren sich daran und werden von den Vio.Me-Kolleg*innen nach Kräften unterstützt.
Ebenso unterstützen die Kolleg*innen soziale Projekte wie die Sozialklinik in Thessaloniki oder den Kampf gegen den Goldabbau in Chalkidiki. Auch in der Flüchtlingshilfe sind sie engagiert: Auf ihrem Betriebsgelände haben sie eine Versorgungsstation eingerichtet und fahren regelmäßig zur Grenze nach Idomeni. Eine erfolgreiche Fortführung und der Ausbau der Produktion bei Vio. Me haben eine Bedeutung für die gesamte soziale Bewegung in Griechenland.
Für Überweisungen

Manfred Neugroda
Santander Consumerbank
IBAN: DE65 500 333 00 2173854100
BIC: SCFEDE33XXX
Kennwort: viome

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VIOME: Karawane des Kampfes und der Solidarität und Nachrichten von der rechtlichen Front


Nach der überwältigenden Resonanz der internationalen UnterstützerInnen auf unsere Kampagne gegen die Liquidierung des Betriebes  organisierten die Arbeiter gemeinsam mit den Mitgliedern des Solidaritätsnetzwerkes eine “Karawane des Kampfes und der Solidarität”  DieKarawane umfasste mehrere Arbeitskämpfe, die für Beschäftigung und Würde kämpfen. Zu den TeilnehmerInnen  zählten  die Angestellten des selbstverwalteten, ehemals öffentlichen Rundfunksenders ERT, die entlassen Reinigungskräfte des Finanzministeriums (beide wurden vor kurzem von der Regierung wiedereingestellt), die entlassenen ArbeiterInnen der Halkida Zementfabrik (eine Tochtergesellschaft der französischen Lafargue)  sowie der griechischen Aluminiumfabrik in Viotia und  entlassene Lehrer Innen und Schulwarte.


Die Karawane startete in Thessaloniki und führte durch verschiedene griechische Städte, wo sie von vielen Menschen empfangen wurde. Ein Höhepunkt war eine gemeinsame Pressekonferenz in Athen am Sonntag, dem 5.April, wo auch der argentinische Wissenschaftler Andres Ruggeri Gelegenheit hatte sein neues Buch über die Bewegung der selbstverwalteten Betriebe in Argentinien vorzustellen. Am 6.April marschierte die Karawane zum Arbeitsministerium (s.a. das Video), wo der Minister Panos Skouletis nicht anwesend war, obwohl er über die Ankunft der Karawane  im Voraus informiert worden war. Eine Abordnung  traf sich dann mit Vertretern des Ministeriums, die versicherten alles notwendige  tun zu wollen, um die selbstverwaltete Produktion der Fabrik sicherzustellen.
Die Arbeiter erinnerten die Ministrialbeamten daran, dass die regierende Partei VIOME als einen “exemplarischer Versuch” für die wirtschaftliche Rekonstruktion des Landes charakterisiert hatte und forderten eine politische Lösung für den Konflikt. Sie betonten auch mit den Mobilisierungen weiter zu machen bis das Ziel der Selbstverwaltung der Fabrik gesetzlich ratifiziert wird.

In der Zwischenzeit sind zwei wichtige Gerichtsentscheidungen getroffen worden, beide negativ für den Kampf der Arbeiter von VIOME . Einerseits wurde der Antrag gegen den Bankrott von VIOME zurückgewiesen. Das urteil  basiert auf der Feststellung, dass die Arbeiter rechtlich nicht befugt sind eine solche Forderung zu stellen. Das ist eine klar parteiische Gesetzesinterpretation und eine politische Intervention  zugunsten des Verwaltungsgerichtshofes.

Auf der anderen Seite billigte ein anderes Verwaltungsgericht  den Antrag des Vermögensverwalters,d.h. des Konkursvollstreckers von Philkeram – der Muttergesellschaft von VIOME-  das Firmengelände zu liquidieren. Eine mögliche Übernahme des Geländes würde einen legalen Grund für die Zwangsräumung  der Arbeiter liefern, obwohl das ist keine aktuelle Bedrohung darstellt. Die Arbeiter und die Mitglieder des Solidaritätsnetzwerkes von VIOME haben  versichert,  in der Fabrik zu bleiben, Widerstand zu leisten, zu produzieren und das unter Arbeiterkontrolle stehende Unternehmen zu verteidigen ohne Rücksicht auf irgendwelche gesetzlichen  Aktionen. Die Gerichte haben einmal mehr bewiesen, dass sie Instrumente der Repression in den Händen der herrschenden Klasse sind. Trotzdem haben die Arbeiter in den Augen der Gesellschaft eine absolute Legitimation, da sie für das Allgemeinwohl eintreten, nämlich  die Verteidigung von Arbeitsplätzen und den produktiven Wiederaufbau, der einer gesellschaftlichen Eigeninitiative entspringt und nicht den privaten Interessen von Einigen Wenigen.

Als Antwort auf diese Entwicklungen intensivieren die Arbeiter von VIOME ihre Mobilisierung. Sie werden den Aufbau der “Karawane des Kampfes und der Solidarität” als eine permante horizontale Struktur zur Koordination der ArbeiterInnen-Kämpfe vorantreiben, außerhalb der institutionellen Zugänge zu den bürokratischen Gewerkschaften. Die Mobilisierung wird einen ersten Höhepunkt in einem großen Event am 21.Juni in der Fabrik haben. Dort wird es einen Bauernmarkt, Essen und Trinken, und Konzerte mit populären Hip-Hop Bands geben. Graffiti Künstler werden die Wände der Fabrik dekorieren und eine große Versammlung wird abgehalten werden zu all den Auseinandersetzungen der Karawane des Kampfes und der Solidarität. Der Höhepunkt des Tages wird der Besuch der Arbeiter von der in Bosnien besetzten Fabrik DITA sein, bei der wir die Gelegenheit haben, uns mit unseren bosnischen Brüdern und Schwestern zu verbinden und Informationen und Erfahrungen auszutauschen.


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VIOME WIRD IN DEN HÄNDEN DER ARBEITER BLEIBEN!

Liebe Alle!

der Kampf um VIOME steht wieder einmal an einem Wendepunkt. Nachdem
Lafarge, das französische Unternehmen, es letzten Sommer geschafft hat,
VIOME bankrott erklären zu lassen, haben sich die Ex- Eigentümer mit dem
neuen Administrator zusammengetan, um den Betrieb zu liquidieren. Am 23.
März ist ein wichtiges Gerichtsverfahren, bei der es um die Zukunft des
Kampfes bei VIOME geht.

Natürlich sind wir entschlossen, unabhängig vom Urteil, in der Fabrik zu
bleiben, aber da es hier auch um einen wichtigen rechtlichen Kampf geht,
müssen wir all unsere Kräfte mobilisieren.

* Wie kannst du helfen?

*1. Lies die folgende Erklärung und leite sie weiter. Unterzeichne sie
mit Name der Person oder des Kollektivs und dem Ort.
* 2. Schicke eine kurze Solidaritätsmitteilung an die VIOMEarbeiter. Sie
wird übersetzt und am 20. und 23.3. während der Kundgebungen verlesen.
*3. Schick ein Foto deines Kollektivs mit einem SOLItransparent mit dem
Namen des Kollektivs und des Orts. Die Fotos werden auf der Webseite
veröffentlicht.

* Du kannst einen oder alle drei Vorschläge umsetzen, ahängig von deiner
Zeit und Energie!*

Bitte schicke alle Unterschriften, Nachrichten und Fotos bis zum 19.
März an diese mailadresse

[email protected]

In Solidartät
im Namen der Solidaritätsinitiative


Die Arbeiter von VIOME in Thessaloniki, Griechenland haben sich  unter
widrigsten Bedingungen in einem langen Kampf um die Selbstverwaltung
ihrer besetzten Fabrik Arbeitslosigkeit und Armut widersetzt. Zwei Jahre
lang haben sie nun auf dem besetzten Firmengelände ökologische
Reinigungsmittel produziert und so ihren Familien ein kleines Einkommen
gesichert. Sie haben auf der Basis von Gleichheit gearbeitet und die
Generalversammlung hat kollektiv alle Entscheidungen getroffen. Zugleich
haben sie eine große Welle der Solidarität aus ganz Griechenland und
darüber hinaus erhalten, der ihren Kampf zu einem symbolischen Kampf um
menschliche Würde im krisengeschüttelten Griechenland verwandelt hat.

Die Ex-Eigentümer der Fabrik, die Fillipou Familie,hat nie aufgehört  zu
versuchen, in jeder Phase diesen Prozess durch gesetzliche Hürden zu
behindern. Vor vier Jahren hat sie die Fabrik im Stich gelassen, dabei
alle Gewinne eingestrichen und Millionen an unbezahlten Löhnen
den Arbeitern überlassen, wodurch deren Familien in  Armut und Not
getrieben wurden. Heute tauchen sie wieder auf, tun sich mit den
staatlich ernannten Vollstreckern des Bankrotts und dem Justizsystem
zusammen, um den Betrieb zu liquidieren.

Während die Ex-Eigentümer in erster Instanz zu 123 Monaten Gefängnis
wegen der Millionen, die sie den Arbeitern schulden, verurteilt wurden,
hat  das Berufungsgericht dieses Urteil auf 43 Monate bedingt reduziert,
mit dem Ergebnis, dass die Ex- Eigentümer den Arbeitern nun nichts mehr
zurückzahlen müssen.

Zur gleichen Zeit, am 23.März, wird ein neuer Prozess stattfinden, der
den Antrag der Administratoren auf die Liquidation der Maschinen und des
Geländes beurteilen soll. Falls das Gericht dem zustimmt, werden große
Finanz- und Immobilieninteressen die Gelegenheit bekommen, auf dem
VIOME-Gelände Fuß zu fassen.

Die Arbeiter von VIOME und die nationale und internationale
Solidaritätsbewegung sind entschlossen, sich gegen einen möglichen
Ausverkauf mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu wehren. Am 20.
März werden wir eine Protestkundgebung im Stadtzentrum von  Thessaloniki
abhalten, gemeinsam mit einem öffentlichen Bauernmarkt und dem Verkauf
unserer Produkte. Am Montag, den 23.März versammeln wir uns vor dem
Gerichtsgebäude, um gegen die Absicht der Administratoren und der
Richter zu protestieren, die Firma und das Gelände zu verkaufen, die
Arbeiter und ihre Familien zu Arbeitslosigkeit und Elend zu verurteilen,
um den Interessen der Mächtigen zu dienen.

Außerdem erklären wir, dass wir entschlossen sind unabhängig vom
Schiedsspruch des Gerichts nicht zurückzuweichen und die VIOME- Fabrik
zu verteidigen. Einer Arbeitsstätte, die nur  durch die Entschlossenheit
der Arbeiter und der weiteren Community  erhalten wurde. Wir weigern
uns, vor einer Judikative zu kapitulieren, die ArbeiterInnen und
Unterpriviligierten immer wieder Gerechtigkeit verweigert hat.
Unser Schicksal liegt nun in unseren Händen, wir sorgen selbst für
unsere Arbeit und unser Leben. Wir werden es nicht erlauben, dass
irgendjemand  zerstört, was wir mit so viel Mühe geschaffen haben. Wir
verkünden den Richtern, der Polizei, den Administratoren, den Ex-
Eigentümern und allen Kaufinteressenten:

VIOME STEHT NICHT ZUM VERKAUF!
VIOME WIRD IN DEN HÄNDEN DER ARBEITER BLEIBEN!

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Für einen sauberen Neustart

Vio.Me-Arbeiter beginnen mit dem internationalen Vertrieb »solidarischer« Produkte


Wir, die Arbeiter von Vio.Me, haben unsere Fabrik besetzt, nachdem sie 2011 von den Ex-Arbeitgebern verlassen wurde, und produzieren seit über eineinhalb Jahren selbstverwaltet und unter Arbeiterkontrolle.
Waren es ursprünglich Baumaterialien, so produ-zieren wir jetzt ›solidarische‹ Produkte, wie z.B. natürliche Reinigungsmittel.
Die Produktion hält nicht nur die Fabrik am Laufen, sondern sie ermöglicht es uns und unseren Familien, physisch und psychisch durchzuhalten. Sie hilft uns, lebendig zu bleiben, unsere Würde zu behalten und negative Auswirkungen der Langzeitarbeitslosigkeit wie Angst, das Gefühl der Nutzlosigkeit und Depression zu vermeiden.
Wir vertreiben unsere Produkte kostengünstig an Einzelpersonen und Kollektive, die sich unserem Selbstverwaltungsprojekt verbunden fühlen. So können wir überleben UND den Kampf um die Wiedereröffnung der Fabrik auf stabilen rechtlichen Grundlagen weiterführen.
Zu diesem Zweck haben wir eine Sozialkooperative (S.E. Vio.Me) gegründet. Jedes Mitglied ist zugleich Mitarbeiter und jeder Mitarbeiter ist auch Mitglied der Kooperative. Unsere Entscheidungen fällen wir horizontal in den täg-lichen Arbeiterversammlungen. Das einzige individuelle Recht der Mitglieder der Kooperative ist die Teilnahme an und die Abstimmung in den Versammlungen.
Unter unseren Produkten sind natürliche Seifen aus Olivenöl, angereichert mit Kokos- und Mandelöl, die eine besondere Pflege für den ganzen Körper gewährleisten. Da die Seifen hinsichtlich Größe und Volumen kompakt sind, können wir sie in Kartons (zu je 104 Stück, das Stück zu 2,50 Euro incl. Versand) durch internationale Speditionen verschicken.
Bestellungen können einfach an die unten genannte Emailadresse geschickt werden (am besten auf Englisch), die Zustellmodalitäten in den jeweiligen Städten werden dann per Email geklärt. Für die Bestellungen gibt es ordnungsgemäße Rechnungen, so dass die Produkte ganz legal an unsere FreundInnen und UnterstützerInnen, an Einzelpersonen und Soziale Kollektive, die sich unserem Selbstverwaltungsprojekt solidarisch verbunden fühlen, verkauft werden.
In Freundschaft,
die Arbeiter und Vertriebs-Angestellten von Vio.me, im Bestreben, eine größere Gemeinschaft zu mobilisieren und die Vision zu verwirklichen, dass »die Produktion von denjenigen betrieben wird, die den eigentlichen gesellschaftlichen Reichtum schaffen!«
Bestellungen über: [email protected]
Hintergründe und Geschichte von VIO.ME

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=CarUYvGGHyo#t=1085


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Gemeinsam können wir es schaffen

Wir, die Arbeiter von VIO.ME- im Stich gelassen von einem Arbeitgeber, der riesige längst überfällige Schulden bei uns hat- haben beschlossen, den Betrieb aufrechtzuerhalten, um zu überleben, gegen die Regeln die uns die kapitalistische Krise und die damit verbundenen arbeiterfeindlichen Maßnahmen aufgezwungen haben.

 
Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren (während derer die gesamte Gesellschaft gelitten hat)versuchen wir lebendig, stark und voller Energie zu bleiben, und die Angst vor persönlicher Depression durch Prozesse absoluter Demokratie und Horizontalität von uns fernzuhalten.
Wir haben entschieden, dass wir in dem von uns besetzten Betrieb genau das tun können, was die Herrschenden, die Massenmedien und ihre Lakaien als für die Arbeiter*innenklasse unmöglich beschreiben und darstellen.
Wir haben es geschafft, nicht nur zu überleben, sondern auch eine Lösung für die Wiedereröffnung der Fabrik auf der Basis von: *Arbeiterkontrolle und der Leitung durch die Versammlung* festzulegen.
Durch zahlreiche Treffen mit dem Arbeitsministerium und durch unseren tagtäglichen Kampf haben wir es geschafft, eine Lösung zu finden, die es uns erlaubt, diese auch tatsächlich umzusetzen.
   
Heute wenden wir uns erneut an unsere Mitstreiter_innen, die uns von Anfang an zur Seite standen und uns den Mut zum Weitermachen gaben.
*Wir bitten euch den gemeinsamen Kampf zu unterstützen, indem ihr uns erlaubt, eure Unterschriften als ´Solidaritätsmitglieder` unter unsere Statuten zu setzen und so einer Mehrheit der Gesellschaft die Gelegenheit zu geben, an den demokratischen Prozessen der Fabrik teilzunehmen. Wir bitten euch, daran mitzuwirken den Weg  für die Übergabe der Fabriken in die Hände der Arbeiter_innen, für eine Gesellschaft ohne Bosse und Ausbeutung,freizumachen.*
In Freundschaft, die Arbeiter von VIO.ME
*Was ist ein(e) “Solidaritätsunterstützer_in”*: Durch den laufenden Kontakt mit allen Teilen der Gesellschaft nimmt die Vio.Me Kooperative das neue Statut der Funktion eines/einer Solidaritätsunterstützers/Unterstützerin an, der/die durch einen kleinen finanziellen Beitrag – der auch in Produkte von Vio.Me eintauschbar ist- das Recht haben wird, über alle Entwicklungen, die des Kampfes genauso wie die des Produktionsprozesses,informiert zu werden; der/die aber auch das Recht hat, die offenen Versammlungen der Kooperative zu besuchen und dort zu intervenieren, um so durch seine/ihre sachkundige, beratende Stimme bei der Entwicklung des Projekts zu helfen . Auf diese Art soll eine tatsächliche Brücke zwischen der Arbeit und deren sozialer Kontrolle geschaffen werden; eine Brücke, die es uns allen ermöglicht, aktiv am wichtigsten Projekt von Arbeiterselbstverwaltung in Griechenland teilzunehmen.
*Wie der/die Solidaritätsunterstützer_in in den Statuten der Sozialkooperative Vio.Me definiert ist*:
Individuen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Ethnie und ihrer Religion, die mit den Prinzipien der Sozialkooperative übereinstimmen und davon inspiriert sind, und die wünschen- ohne Mitglieder zu sein- zum Vorankommen der  Ziele der Kooperative, so wie sie in den Statuten festgelegt sind, beizutragen, können als Solidaritätsfreund_innen, als Unterstützer_innen teilnehmen. Um dazu in der Lage zu sein, werden sie gebeten eine schriftliche oder elektronische Anfrage an das Verwaltungskommitee zu stellen ([email protected]), das dann von der Generalversammlung entgegengenommen wird.
(*AnmerkungAufgrund technischer Einschränkungen können derzeit nur in Griechenland
lebende Solidaritätsunterstützer_innen ihren finanziellen Beitrag mit den Produkten tauschen.
Für die Unterstützer_innen aus anderen Ländern wird dies bald möglich sein (sobald 
die endgültige gesetzliche Formalisierung als Sozialkooperative feststeht und damit auch die
Möglichkeit der erforderlichen Rechnungslegung gegeben ist)

Die Solidaritätsfreund_innen/Unterstützer_innen des Projekts Vio.Me unterstützen die Aktivitäten der Sozialkooperative, indem sie Wissen, Information, finanzielle Beiträge oder andere Aktivitäten oder Material, die zur Umsetzung der Ziele beitragen können, anbieten. Es gibt eine verpflichtende Bestimmung einen monatlichen Beitrag wie folgt zu entrichten: insgesamt 3 Euro bzw. einen reduzierten Beitrag von 1,50 für Arbeitslose, Menschen mit 3 oder mehr Kindern und Studierenden. Der Beitrag entspricht den Produkten der Vio. Me Sozialkooperative. Sollte die schwache wirtschaftliche Situation dem Verwaltungskommitee mitgeteilt werden, so gehen die Rechte des/der Unterstützer_in nicht verloren, außer die Generalversammlung trifft eine andere Entscheidung. Die Solidaritätsfreund_innen/Unterstützer_innen, können und sind auch dazu aufgefordert, an den allgemeinen Treffen der Vio.Me Sozialkooperative teilzunehmen. Sie haben das Recht, dort zu sprechen und eine beratende Stimme abzugeben. Sie sind berechtigt, über die Aktivitäten der Sozialkooperative, über die jährlichen finanziellen Bilanzen, jegliche Änderungen der Statuten und andere wichtige Entwicklungen informiert zu werden. Die Vollversammlung ist für das up-dating genauso wie für jegliche Änderung ihres Status, ihrer Rechte und Pflichten, zusätzlich zu denen, die in diesem Absatz angeführt sind.
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26. Juni: Internationaler Tag zur Solidarität mit dem Kampf der Arbeiter*innen von VIO.ME.
Der Kampf der Arbeiter*innen von VIO.ME hat eine lange Geschichte aber zur gleichen Zeit ist er ein Kampf der aus der Zukunft kommt.
Es ist die Geschichte einer Fabrik aufgegeben von den Arbeitgebern, vergessen durch Regierung und ignoriert durch die bürokratischen Gewerkschaften. Es ist die Geschichte einer Fabrik, wo, wie in vielen anderen Orten auch, die Arbeiter*innen im Kontext dieses Desasters, was die Herrschenden als wirtschaftliche Umstrukturierung und wir globale kapitalistische Krise und Zusammenbruch nennen, arbeitslos wurden. Es ist eine Geschichte der Verwüstung und Zerstörung, wie so viele andere

Geschichten um uns herum.

Aber vor allem ist es eine Geschichte von einem Teil der Arbeiter*innenklasse der sich weigert aufzugeben. Es ist die Geschichte der Selbstbestimmung der Arbeiter*innen mit direkter Demokratie basierend auf einer klassenbewussten Basisgewerkschaft, wo kollektives Interesse und die Vollversammlung die Prinzipien der Organisierung sind. Es ist die Geschichte der Übernahme und Selbstverwaltung der VIO.ME Fabrik, wo der Bedarf für eine menschenwürdige Arbeit und Lebensunterhalt sich über alles andere erhebt. Es ist die Geschichte einer Kampfgemeinschaft wo zu alltäglichen Problemen kollektive Lösungen gesucht werden. Es ist eine Geschichte von Kreativität.
Aus diesem Grund hat der Kampf der Arbeiter*innen von VIO.ME die Solidarität von Tausenden von Menschen erweckt, von Arbeiter*innen und Erwerbslosen in jeder Ecke des Globus. Aus diesem wichtigen Grund, wurden allein nur im letzten Jahr, von Melbourne nach Tokyo und von Washington nach Berlin, Dutzende von Veranstaltungen zur Unterstützung dieses Kampfes organisiert. Aus diesem wichtigen Grund haben Gewerkschaften, Kollektive, soziale Räume und Initiativen in jeder kleinen und großen griechischen Stadt, ihre Solidarität täglich und in jeder nur möglichen Weise ausgedrückt. Dies ist auch der Grund warum die Herrschenden, der Staat und die Arbeitgeber vor den Arbeiter*innen von VIO.ME Angst haben und sich in jeder Hinsicht gegen ihren Kampf stellen.
Heute, vier Monate nach der Wiedereröffnung der Fabrik von VIO.ME  von den Arbeiter*innen selbst, unter vollständiger Selbstverwaltung und Arbeiter*innenkontrolle, versuchen der Staat und die Regierung weiterhin Hindernisse zu platzieren und den uneingeschränkten Betrieb der Fabrik zu blockieren. Vier Monate später, versucht die Regierung den Kampf finanziell zu erwürgen, indem sie bis zum heutigen Tag den Arbeiter*innen, unbezahlt schon für zwei Jahre, das außergewöhnliche Arbeitslosengeld verwehrt, dass in vielen anderen Fällen eingeräumt wird. Aber die Arbeiter*innen und ihre Gewerkschaft werden nicht Einlenken gegenüber der finanziellen Erpressung.
Wir appellieren an jeden arbeitenden Menschen, der den Angriff der besitzenden Klasse auf unsere Leben und unsere Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts wahrnimmt, an jede Erwerbslose, die in Selbstorganisierung der Produktionsmittel einen Weg aus der Misere und Armut sieht, an jede Gewerkschaft, jedes Kollektiv und sozialen Raum der Bewegung, dem Kampf der Arbeiter*innen von VIO.ME beizustehen.
Am Mittwoch den 26. Juni rufen die Arbeiter*innen der VIO.ME zu einen internationalen Tag der Solidarität auf. Sie verteilen ihre Produkte unter Arbeiter*innenkontrolle in einer zentralen Veranstaltung in Thessaloniki
Und sie fordern die ganze Gesellschaft ihnen beizustehen indem sie Solidaritätsveranstaltungen in Griechenland und über die Grenzen hinaus organisieren.
Wir fordern den uneingeschränkten Betrieb der VIO.ME Fabrik unter Selbstverwaltung und voller Arbeiter*innenkontrolle.
Wir fordern die sofortige Legalisierung dieses Betriebes.
Produktion in den Händen der Produzent*innen und Fabriken in den Händen der Arbeiter*innen!
Selbstverwaltung und direkte Demokratie!
Von den besetzten Gebäuden des griechischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders und den streikenden Arbeiter*innen in ganz Griechenland, dem heroischen Aufstand unserer Schwestern und Brüder, Arbeiter*innen und Erwerbslose in der Türkei, sind wir Teil einer Bewegung, die danach strebt unsere Leben in unsere eigenen Hände zu nehmen. Gemeinsam werden wir gewinnen!


 VIO.ME.: Ihr könnt nicht? Wir können! Video: Diakoptes


Untertiteln: labournet.tv
   











Der Kampf um Selbstverwaltung der Vio.Me

Die Arbeiter Vio.Me., ein Baustoff-Fabrik in Thessaloniki, Griechenland, die von ihren Besitzern aufgegeben wurde, sind seit Mai 2011 nicht bezahlt. Mit Beschluss der Generalversammlung haben sie beschlossen, die Fabrik zu besetzen und unter direkter demokratischer Arbeiterkontrolle zu betreiben. Nach einem Jahr langen Kampfes, der Aufmerksamkeit und Solidarität in Griechenland und weltweit aufgeweckt hat, haben sie am 12. Februar 2013 und nach 3 Tagen intensiver Mobilisierung, mit der Produktion begonnen.


Was können Sie tun, um zu helfen?


– Verbreiten Sie die Mitteilung! Leiten Sie diese Information an Ihre Freunde, Kontakte und Organisationen weiter. Unser Zeichen gegen Repression ist unsere Verbindung mit der Gesellschaft! Das Geheimnis unseres Erfolgs sind starke Gemeinschaftsbeziehungen!


– Wirtschaftlich Mitmachen! Die Herstellungskosten sind hoch und die ersten paar Monate werden entscheidend sein. Die Arbeiter haben einen soliden Business-Plan und sind sehr optimistisch, was den Erfolg der Bemühungen betrifft, dennoch wird es einige Zeit dauern, bevor sie auf dem Markt konsolidiert werden. Lasst uns alle mitmachen, um es zu verwirklichen! Verwenden Sie den “Donate”-Button oben, jeder Betrag ist nützlich!


– Organisiere dich an deinem Arbeitsplatz, deiner Nachbarschaft, deiner Stadt! Förderung der realen sozialen Eigenverwaltung, ohne irgendeiner Notwendigkeit für Vermittler, professionelle Politiker oder Bürokraten! Forme Genossenschaften und Nachbarschaftsversammlungen, schütze das gemeinsame Wohl, fördere eine neue Kultur auf Nähe, gegenseitige Anerkennung und Solidarität!


– Richten Sie Ihre Fragen oder Solidaritätserklärungen an die Offene Solidaritätsinitiative Thessalonikis: [email protected]. Die Arbeiter werden die Wärme der Solidarität aus dem Ausland dankbar entgegennehmen!


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Ankündigung der Gewerkschaft von VIO.ME für die Wiederinbetriebnahme der Fabrik

PRIVATE VEREINBARUNG FÜR DIE SELBSTVERWALTUNG UND DIE ARBEITERINNENKONTROLLE DER FABRIK


Die Unterzeichnenden, Mitglieder und Nichtmitglieder der Arbeitergewerkschaft von Viomichaniki Metaleftiki, stimmen in Folgendem überein:
1.Wir übernehmen den Betrieb der Fabrik unter der Bedingung voller Selbstverwaltung und ArbeiterInnenkontrolle, sowohl was die Produktions- als auch die Verwaltungsstrukturen betrifft. Grundlegend und zentral für den Betrieb der Fabrik, für die Weiterführung unseres Kampfes und unsere Pläne für die Zukunft ist das Prinzip der Gleichheit in der Teilhabe und der Entscheidungsfindung, das Prinzip horizontaler und direkter Demokratie. Jede Form von Differenzierung, schlechter Behandlung, Ausgrenzung und Fremdbestimmung ist unvereinbar mit unserem Vorhaben und jede nur erdenkliche Anstrengung muß erfolgen, um ein solches Benehmen und solche Praktiken zu vermeiden, die Hindernisse für unsere Emanzipationsbestrebungen schaffen.
2. Unser oberstes Organ ist die Vollversammlung der ArbeiterInnen. Es ist als Organ errichtet und entscheidet sowohl auf allgemein-programmatischer Ebene als auch auf der Ebene spezifischer Angelegenheiten. Sie hat auch das Recht, einzelne Mitglieder zu bevollmächtigen, die Gewerkschaft zu repräsentieren; im Zusammenhang mit speziellen Vorgängen, wie auch um spezifische, genau umschriebene Angelegenheiten zu behandeln. All jene, die die Verantwortung haben, die Vollversammlung zu vertreten oder spezifische Angelegenheiten abzuwickeln, müssen detaillierte Rechenschaft über ihre Aktivitäten ablegen.
3. Die Teilnahme an den Vollversammlungen ist für alle Mitglieder verpflichtend.
4. Die von der Vollversammlung getroffenen Entscheidungen sind für alle bindend und die Umsetzung diese Beschlüsse ist auch verpflichtend, unabhängig davon, ob jemand persönlich mit ihnen übereinstimmt oder nicht.
5. Falls eine Entscheidung als falsch oder nicht umsetzbar eingeschätzt wird, egal ob von einer/m einzelnen oder einer Gruppe, dann soll sie in die Vollversammlung gebracht werden und es ist dann die Vollversammlung, die entscheidet, ob sie verändert, reformiert oder beibehalten wird. In jedem Fall bleibt eine solche Entscheidung für alle bis zur nächsten Diskussionsversammlung bindend und bis dahin wird von allen erwartet, das zur Umsetzung Notwendige zu tun. Im Falle der Nichtbefolgung einer bereits getroffenen Entscheidung wird die Vollversammlung Sanktionen festlegen, die von einer einfachen Verwarnung über eine zeitweilige Entlassung oder, in schweren Fällen, zum Rauswurf der nichtkooperativen Person reichen können.
6. Neben der Teilnahme an der Entscheidungsfindung und dem Planen der Strategie der Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle beinhaltet das Gleichheitsprinzip auch die Teilhabe an Verlusten und Gewinnen der Fabrik.
7. Nach sorgfältigem Abwägen und nachdem sichergestellt ist, dass alle wesentlichen Faktoren in der Diskussion erörtert worden sind, kann der Arbeitsplatz jeder/s Einzelnen durch die Vollversammlung festgelegt werden. Sie/er kann ihre/seine Einwände vorbringen, muss sich aber den Empfehlungen der Vollversammlung fügen. Darüber hinaus sollte jedeR ArbeiterIn lernen- soweit das machbar ist- an jedem Arbeitsplatz, an den er/sie gebeten worden ist, zu arbeiten, für den sie/er als unabkömmlich erachtet wird.
8. Alle, die das jetzige Übereinkommen unterzeichnen, verpflichten sich, dass sie die Informationen (entweder in der Vergangenheit von ihnen erworbene oder in der Zukunft auf jede mögliche Art, und besonders durch den Prozess der Repräsentation der Gewerkschaft bei Betrieben, privaten Individuen oder allen anderen öffentlichen oder privaten Einrichtungen), die für das Betreiben der Fabrik, für das Planen von Produktions- und politischen Zielen und für die gegenseitigen Beziehungen für wichtig erachtet werden, der Vollversammlung mitteilen. Keinesfalls dürfen sie zurückgehalten werden, um so kollektiv bewertet und verwendet werden zu können.
Die oben aufgeführten Punkte der Übereinkunft sind die grundlegenden Prinzipien für das Betreiben der Fabrik gemäß ihrer Selbstverwaltung unter ArbeiterInnenkontrolle. Respekt, auf prinzipieller als auch praktischer Ebene, stellt eine Verpflichtung für uns alle dar, die das jetzige Dokument unterzeichnen, das nur geändert werden darf, falls die Vollversammlung Änderungen für notwendig erachtet. In diesem Fall wird ein neue Übereinkunft entworfen und von allen unterzeichnet.


Liebe KollegInnen und GenossInnen,
Wir würden euch gerne darüber informieren, was die ArbeiterInnen von VioMe für den Zeitraum von jetzt bis Februar planen.
Der obige Text beinhaltet die Prinzipien, denen die TeilnehmerInnen des Unternehmens der ArbeiterInnenkooperative von VioMe zugestimmt haben und die sie unterzeichnet haben.
Bei dem Treffen mit dem Minister im Arbeitsministerium haben wir insbesondere darauf hingewiesen, dass es bereits 20 Monate her ist, dass wir dem Ministerium gewisse Forderungen unterbreitet haben, und dass wir noch immer keine Antwort darauf haben. Es hat auch keinerlei Fortschritte bezüglich einiger Fälle gegeben, wo das Ministerium scheinbar eine Initative gesetzt hatte, um Hindernisse seitens anderer Ministerien aus dem Weg zu räumen.

Wir haben ihm gegenüber betont, dass, soweit es uns betrifft, der Staat ein Ganzes ist und nicht aus einer Summe einzelner Ministerien besteht, und wir auch nicht warten können.

Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir verzweifelt sind und wir sehen, dass wir nichts mehr verlieren können, was wir nicht ohnehin schon verloren haben.
Daher haben wir den Minister informiert, dass wir mit dem Betrieb der Fabrik beginnen werden, ohne uns um irgendwelche Konsequenzen zu kümmern, denn wir glauben, dass der jetzige Zustand der Schlimmstmögliche ist.
Liebe KollegInnen, im Rahmen unserer Generalversammlung haben wir, die ArbeiterInnen von BIO.ME, beschlossen, dass die einzige Lösung gegen den “Tornado” die ist, in unserer Eigenschaft als ArbeiterInnen direkt die Kontrolle über die Produktion zu übernehmen und die Verantwortung zu übernehmen, die Abläufe der Fabrik mittels unserer ArbeiterInnen-Generalversammlung zu dirigieren. Momentan arbeitenden Menschen, die Arbeitslosen, diejenigen, die gewerkschaftlich organisiert sind und die, die es nicht sind dazu auf, eine Haltung einzunehmen und ihre Meinung mitzuteilen zu einem Punkt, der eine wirkliche Notwendigkeit wird.


Wir haben unsere eigene Antwort gegeben; wir wollen unsere Jobs zurück, wir wollen unsere Leben, wir wollen unsere Würde. Wenn das als irrational abgetan wird, ja, dann sind wir irrational! Wenn es gesetzwirdrig erachtet wird, ja, dann verhalten wir uns gesetzwidrig! Wenn es als undurchführbarer Traum abgetan wird, ja, wir sind unterwegs zu unseren Traum, und dazu, fähig zu werden, die Existenz unserer Familien zu sichern!
Wir rufen die Nachbarschaftsversammlungen der EinwohnerInnen, die verschiedenen Kollektive, die politischen Organisationen, die Gewerkschaften, die Jugendzentren dazu auf, ihre eigene Antwort zu geben!
Wir rufen alle auf, die noch aufrecht gehen und hoffen können, wir sagen ihnen: Ja, es gibt keinen Grund für unsere Kinder, wegzuziehen, um im Ausland ein besseres Leben zu finden; es ist nicht notwendig, unterwürfig zu sein, nur damit mensch einen Job findet. Ihr müsst nicht zu BettlerInnen werden, um überleben zu können!
Gebt eine Antwort auf den Punkt, den wir heute weiterbringen!
Steht auf und sprengt die Ketten, die euch fesseln! Macht den Kopf auf, den Mund und gebt eine Antwort!
Die Generalversammlung der Gewerkschaft der ArbeiterInnen/Beschäftigten von BIO.ME.



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BIO.ME: Das Gesetz ist das Recht der ArbeiterInnen, nicht der Bourgeoisie

Interview mit Makis Anagnostou, Vorsitzender der ArbeiterInnengewerkschaft von Viomichaniki Metaleftiki (BIO.ME) mit der Zeitschrift Nea Prooptiki (Neue Perspektive)
Der Kampf von BIO.ME ist zweifellos einer der wichtigsten Arbeitskämpfe in Griechenland in der jetzigen Situation. Die Fabrik wurde von ihren Eigentümern verlassen und die ArbeiterInnen, die seit Mai 2011 keine Löhne mehr erhalten haben, weigern sich, sich mit der Vorstellung von Arbeitslosigkeit abzufinden. Sie kämpfen darum, die Produktion zu übernehmen und so im Kern ArbeiterInnenselbstverwaltung als eine Antwort auf Betriebsschließungen und Entlassungen im bankrotten kapitalistischen Griechenland aufzuwerfen.







N.P. An welchem Punkt steht euer Kampf heute?
M.A: Seit dem letzten Interview, das wir gegeben haben, haben sich viele Dinge geändert. Wir haben Entscheidungen getroffen, die zuvor nicht Teil unseres Kampfes waren. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt haben wir uns ausschließlich auf gesetzlichem Boden bewegt, aber das hat sich für uns als zu langwierig herausgestellt. Daher hat die Versammlung beschlossen, einen anderen Weg zu gehen. Der ist auch legitim, aber in dem Sinn, dass das Gesetz das Recht der ArbeiterInnen, nicht der Bourgeoisie ist.
N.P. Euch werden seit Mai 2011 die Löhne nicht mehr bezahlt, zugleich war September der letzte Monat, in dem ihr Anspruch auf Arbeitslosengeld hattet, das ihr von der `Organisation für die Beschäftigung von Arbeitskräften` bekommen habt. Wie überlebt ihr unter diesen Umständen?
M.A. Wir überleben kaum, wenn man das überhaupt überleben nennen kann.Es ist richtig, dass das Ministerium ein gewisses Interesse für einige Härtefälle gezeigt hat. Aber diese Hilfe ist eine Art Barmherzigkeit und bietet keine Lösungen für das eigentliche Problem, der Arbeitslosigkeit. Wir wollen Arbeit, nicht Barmherzigkeit.
N.P. Könntest du uns etwas über die Reaktion der Leute auf euren Kampf und über die Solidarität, die ihr bekommen habt, erzählen?
Es gibt Hilfe aus ganz Griechenland und auch aus dem Ausland. Natürlich sind die meisten Menschen, die uns unterstützen, selbst arm. Es sind weder große Verlage noch große Betriebe. Es sind normale Leute, ArbeiterInnen, einige arbeiten und wahrscheinlich sind heute die meisten von denen, die uns mit dem wenigen, das sie haben, unterstützen, selbst arbeitslos. Die einen bringen uns eine Packung Spaghetti oder getrocknete Bohnen, andere geben uns zwei € als finanzielle Unterstützung. Aber sogar diese kleinen Hilfen sind sehr wichtig für uns, weil sie uns die Kraft und den Mut geben, weiterzumachen.
N.P. Es gibt einen Teil der `Linken`, der euch beschuldigt hat, dass ihr mit euren Bestrebungen, die Kontrolle über die Fabrik zu übernehmen, versucht, selbst kleine Kapitalisten zu werden. Was antwortet ihr diesen Leuten?
M.A. Denen haben wir schon geantwortet. Wenn die ArbeiterInnenbewegung auf unserer Seite wäre, dann wäre es schwer für Kämpfe wie den unseren von dessen Zielen abzurücken. Wenn aber die ArbeiterInnenbewegung auf Distanz geht, dann versuchen die ArbeiterInnen (als Individuen) Wege zum Überleben zu finden, und hier liegt die Gefahr der Wendung zum Bürgerlichen.
N.P. In den Streiks der letzten Zeit seid ihr auf Distanz gegangen, nicht nur zur GSEE, sondern auch zur PAME und zur Koordination der Basisgewerkschaften. Wie seid ihr zu dieser Entscheidung gekommen?
M.A. Alle diese Entscheidungen sind in der Vollversammlung gefällt worden. Was ich meine, ist, dass nicht die Leitung unserer Gewerkschaft vorschlägt, wem wir nahestehen sollten – im Grunde fungieren wir gar nicht als Leitung – obwohl uns dieser Punkt immer ein Anliegen ist. Er wird immer in der Vollversammlung diskutiert, wo dann auch die Entscheidungen getroffen werden. Die Vollversammlung nimmt diesen Standpunkt aufgrund gewisser Beobachtungen ein, die ich aber hier nicht erläutern möchte.
N.P. Du möchtest uns nicht erzählen, welche Beobachtungen die ArbeiterInnen tatsächlich gemacht haben?
M.A. Anfangs ist unsere Gewerkschaft immer ins Arbeiter N.P. zentrum gegangen. Dort haben wir gesehen, dass ihre Einstellung nicht die war, die wir uns erwartet Haben. Anders gesagt, und das ist nur ein Beispiel, bei unserer Teilnahme an einer Diskussion über Streikbewegungen haben uns verschiedenste Personen gesagt, wir sollten uns an unsere Bosse wenden, damit die ihr Kapital zurückbringen. Damit waren wir nicht einverstanden und wir sind auf die Suche nach einer klassenspezifischeren Lösung zur PAME gegangen. Dabei sind wir, wie auch immer, an einen Punkt gekommen, an dem wir die einzige Basisgewerkschaft waren, die gemeinsam mit der PAME die Fahne hochgehalten haben. Aber die PAME gab vor, uns nicht zu bemerken, weil sie in verschiedenen Punkten mit uns nicht übereinstimmte. Es ist richtig, dass die PAME einen klaren Klassenstandpunkt hat, aber könnte jemand sagen, wir als Basisgewerkschaft hätten keinen? Die Tatsache, dass wir mit der PAME in gewissen Punkten nicht einer Meinung waren, bedeutet doch nicht, dass wir Gegner sind. So, um sicher zu sein: der Grund, warum die Einstellung der PAME uns gegenüber nicht so ist, wie ihn sich vielleicht die Vollversammlung erwartet hätte, liegt darin, dass wir nicht in allem mit ihr übereinstimmen und ihren Ratschlägen nicht blind folgen. Das war schließlich ausschlaggebend für unsere Entscheidungen.
N.P. Meinst du damit, ihr habt sie als gegen euch gerichtet empfunden?
M.A. Wir können nicht sagen gegen uns, aber wir haben sie sicherlich nicht als auf unserer Seite stehend empfunden. Das ist das Üble daran. Und ich muss sagen, dass bei vielen Veranstaltungen, die zu unserer Unterstützung in verschiedenen Städten stattgefunden haben, es immer wieder einzelne Mitglieder der PAME gegeben hat, die zum Ausdruck gebracht haben, dass sie unserem Kampf und der Art, wie wir unsere Forderungen erheben, positiv gegenüber stehen.
N.P. Im Oktober fand eine große Karawane der Solidarität statt, die in Thessaloniki begonnen hat und weiter nach Larissa und Volos bis nach Athen gezogen ist. Wie würdest du diese Erfahrung charakterisieren?
M.A Ich werde dir lieber erzählen, was meine KollegInnen gesagt haben, als dass ich es selber beschreibe. Viele KollegInnen waren bis zu einem bestimmten Zeitpunkt skeptisch und haben nicht gewusst, ob sie mitmachen sollten oder nicht. Aber nachdem die Karawane vorüber war, haben sie ganz klar gesagt, wenn sie noch einmal, auch am nächsten Tag losgehen würde, so würden sie wieder dran teilnehmen.
N.P. Hattet ihr irgendwelche Reaktionen seitens der Eigentümer der Fabrik während dieser ganzen Zeit?
M.A. Bis zum jetzigen Zeitpunkt verhalten sie sich passiv. Wir sind aber sicher, dass sie sich auf irgendeine Art und Weise wieder `ins Spiel zurückbringen`. Unsere Entschlossenheit und wie machtvoll wir sind wird in diesem Fall eine wichtige Rolle spielen.
N.P. Einige wollen die Beobachtung gemacht haben, dass der Kampf bei BIO.ME in der letzten Zeit ein bisschen abgeebbt ist. Was habt ihr euch für die nächsten Tage überlegt, damit euer Kampf wieder auflebt?
M.A. Ich würde nicht abgeebbt sagen. Natürlich hat er während der Weihnachtsfeiertage ein bißchen nachgelassen, aber wenn du mit einem Wettlauf beginnst, dann musst du erstmal Gas geben, damit du Druck erzeugen kannst. Wir denken, das passiert gerade jetzt, weil in der nächsten Zeit werden einige Dinge stattfinden. Es gibt ein Treffen im (Arbeits-) Ministerium, einige mehr allgemeine Treffen in Athen, um auszuloten, wie wir mit einigen unserer Produkte Geschäfte machen könnten. Wir haben einen Gerichtstermin gegen unseren Ex-Arbeitgeber und danach, am 8. Februar, beginnen wir mit etwas ganz Neuem. Am Anfang steht ein Konzert am Tag eins, an dem so bekannte Künstler wie Thanassis Papkonstantinou, Charoulis, Chainides und andere teilnehmen werden. Und am 11. Februar wird etwas stattfinden, um mit der Aufnahme der Produktion in der Fabrik zu beginnen.
N.P. Was genau habt ihr geplant für diese drei Tage?
M.A. Es wird eine umgekehrte Karavane stattfinden. Dieses Mal werden nicht wir in andere Städte reisen, sondern wir werden Leute aus anderen Städten nach Thessaloniki einladen, um uns bei unseren Aktivitäten, die am 8. Februar beginnen, zu unterstützen. Wir wissen nicht genau, wann der Höhepunkt erreicht werden wird. Wir beginnen jedenfalls mit einem Protestmarsch und dem Konzert am 8. Der Rest wird in der Fabrik stattfinden, auf welche Art genau, das werden wir bald bekanntgeben.
N.P. Wird das auch von den Treffen, die ihr in Athen habt, abhängen? Das heisst, wenn eure Gespräche mit dem Minister erfolgreich enden, könnte es dann der Fall sein, dass ihr die Fabrik selbst betreiben werdet?
M.A. Das werden wir auf bestimmte Art und Weise versuchen . Also, wenn sich die Dinge im Zuge unserer Bemühungen ändern und der Minister tätsächlich eine Lösung anbietet, dann ist das gut. Wir haben den Ball an den Minister weitergespielt und gesagt, die Art und Weise, in der die Fabrik arbeiten soll, liegt jetzt in seiner Verantwortung. Entweder auf legale Weise oder besser gesagt, nach dem Buchstaben des Gesetzes oder, wie wir sagen, entsprechend dem Gesetz als Recht derArbeiterInnen können wir die Fabrik rechtmäßig in unsere Hände nehmen.
N.P. Wenn ihr die Fabrik übernehmt und betreibt, wie glaubst du, dass ihr es schaffen werdet, dass ihr sie unter dem Druck der ökonomischen Krise am Leben und gesund erhaltet? Habt ihr dazu Pläne?

M.A. Ja, es gibt einen Plan. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem was wir beanspruchen, und dem was da draußen exisitiert. Wir behaupten, dass sogar auf diesem geschrumpften und verfallenem Markt, eine Öffnung von unserer Seite aus, hin zu verschiedenen Arten von Geschäften, auch hin zu anderen Ländern uns die Möglichkeit geben kann, die Fabrik in dieser derzeit schwierigen Phase aufrechtzuerhalten. Das bedeutet erstmal durchzuhalten und dann auf andere Weise weiterzumachen.

N.P. Der Kampf von BIO.ME wurde von vielen als Pionierleistung bezeichnet, zumindest was die griechische Realität betrifft, weil es einen Weg zeigt, den andere Fabriken gehen sollten, die in der gleiche Lage sind. Hat es bis jetzt irgendeine Reaktion von anderen Arbeitern anderer Fabriken gegeben, denen es gleich geht?
M.A. Ich würde es nicht als Pionierleistung bezeichnen. Unsere Forderung ist die Urforderung arbeitender Menschen. Worauf eine arbeitende Person, insbesondere ein in der Industrie arbeitender Mensch hoffte, war auf die Übernahme der Produktionsmittel in die eigenen Hände, um so für sich selbst zu produzieren. In diesem Punkt wenden wir uns an alle arbeitenden Menschen, aber die bürgerliche Klasse setzt seit Jahrzehnten die ArbeiterInnenklasse unter Hypnose, sodass die diesen Gedanken nicht denken kann. Daher führt sie die Kämpfe auf befriedende, von der Bourgeoisie bevorzugte Art und Weise. Ich muss es wiederholen; wir haben die Beispiele aus der Vergangenheit genommen und wir glauben dass mit dem Setup, dass wir geplant haben und der Charta, die wir verfassen werden, es uns gelingen wird, ein hohes Maß an Kooperativität zu erlangen. Weil im Wesentlichen wird es eine Arbeiterkooperative werden, die über eine bürgerliche Lösung hinausgehen soll. 
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